Des Kaisers Nachtigall
Eine musikalische Erzählung
ab 4 Jahren
Hans
Christian Andersens Märchen von der "Chinesischen Nachtigall" hat
immer wieder Komponisten und Musiker dazu inspiriert, die Worte der Erzählung
auch musikalisch zu spiegeln. Spricht doch die Fabel nicht nur von menschlichen
Eitelkeiten und Irrwegen, sondern auch vom Wesen der Musik: Der Gesang
einer Nachtigall in den weitläufigen Wäldern des chinesischen
Kaiserreiches bezaubert zunächst ein einfaches Küchenmädchen,
dann den ganzen Hofstaat samt Kaiser.
Doch sehr schnell läuft ein künstlicher Vogel, in prachtvoller
Aufmachung als Spieluhr gefertigt und berechenbar in seinen immer wiederkehrenden,
mechanisch festgelegten Gesangskunststücken, der lebendigen Nachtigall
den Rang ab. Als der Monarch von einer mysteriösen, lebensbedrohlichen
Krankheit befallen wird, kann ihm dies Wunderwerk aus Menschenhand freilich
nicht helfen. Erst dem echten, unscheinbaren kleinen Vogel gelingt es,
mit seiner Stimme den Kaiser vor dem endgültigen Zugriff des Todes
zu bewahren.
1947 schrieb der tschechische Komponist Vàclav Trojahn die Musik
zum Puppenfilm "Der Kaiser und die Nachtigall" und erhielt
dafür eine Auszeichnung beim 9. Internationalen Filmfest in Locarno.
Das Kammermusikduo enCanto, für diesen Zweck zum Quartett erweitert,
hat auf dieser Grundlage eine Fassung für Flöte, Gitarre, Klavier
und Sprecher geschaffen, die Märchentext und Filmmusik zu einer musikalischen
Erzählung zusammenführt. Der Musik kommt dabei weit mehr als
eine illustrative Funktion zu. Ihr wird eine eigene, ausdrucksstarke Erzählebene
zugestanden, die dennoch nahezu symbiotisch mit Andersens nachdenklichem
Märchentext verwoben ist und ihn den Hörer in besonderer Intensität
erleben lässt.